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UNSERE METHODEN UND ARBEITSGRUNDSÄTZE

Ganzheitlich

Ganzheitlich zu arbeiten, bedeutet für uns, die Suchtmittelabhängigkeit als Teilaspekt im Leben einer Frau zu verstehen. Neben der suchtspezifischen Thematik werden auch andere relevante Aspekte inhaltlich bearbeitet. Die Persönlichkeit der Frau, ihre Erfahrungen, ihre aktuelle Lebensrealität, ihr Lebensumfeld und ihre persönlichen Wünsche, Themen und Zielvorstellungen fließen in die Beratung ein und werden adäquat berücksichtigt.

Frauenspezifisch und feministisch

Obwohl Frauen weltweit in unterschiedlichsten Situationen und mit unterschiedlichsten Wünschen, Hoffnungen und Bedürfnissen leben, sind alle überall mit patriarchalen Strukturen (allerdings qualitativ und quantitativ unterschiedlich) konfrontiert; die persönliche Freiheit ist häufig eingeschränkt. Hinter dem vermeintlichen Wandel moderner Gesellschaften verbergen sich neben real existierenden verbesserten Lebensbedingungen der Frauen häufig subtile Unterdrückungsmechanismen. Laut UNO sind Frauen die Hälfte der Bevölkerung, leisten zwei Drittel der Arbeitsstunden, erhalten ein Zehntel des Welteinkommens und besitzen weniger als ein Hundertstel des Welteigentums. Frau-Sein in einer patriarchalen Gesellschaft wie der BRD ist verbunden mit spezifischen Erwartungen, Aufgaben und Zuschreibungen an die weibliche Rolle. Auch dadurch haben Frauen erschwerte Zugangschancen zu politischen, wirtschaftlichen, wissenschaftlichen, kulturellen und sozialen Ressourcen. Aufgrund ihres Geschlechtes werden alle Frauen, allerdings in unterschiedlichem Maße, mit Benachteiligungen konfrontiert. Diese Diskriminierungen sind vielfältig und äußern sich in unterschiedlichen Formen. Frauen sind - und daran zeigen sich die immer noch vorherrschenden männlichen Machtverhältnisse am deutlichsten - von seelischer, körperlicher, sexueller und auch struktureller Gewalt bedroht und betroffen. Die Folgen reichen von persönlichen Beeinträchtigungen bis hin zu schwersten Traumatisierungen und Tod. Wir verstehen insbesondere die Sucht von Frauen nicht nur als individuelles Problem, sondern sehen sie auch in der beschriebenen gesellschaftlichen Situation begründet. Bei der Frage nach den Ursachen von Suchtentstehung und -entwicklung sind sowohl gesellschaftliche wie individuelle Faktoren und deren gegenseitige Beeinflussung zu berücksichtigen. Der Drogenkonsum bei Frauen kann verschiedene Funktionen erfüllen. Häufig ist er als Überlebensstrategie zu interpretieren, um schädigende Situationen und Erlebnisse aushalten zu können. Feministisch zu arbeiten bedeutet für uns, diese Zusammenhänge zu benennen, die patriarchalen Strukturen unserer Gesellschaft auch öffentlich zu kritisieren und insgesamt frauenspezifisch zu arbeiten. Wir orientieren unsere Angebote an den Bedürfnissen von Frauen, greifen frauenrelevante bzw. -spezifische Themen auf und bearbeiten sie. Wir nehmen die Frauen, die zu uns kommen in ihren Anliegen ernst und respektieren sie in ihrer Persönlichkeit. Aus dieser feministischen Überzeugung heraus resultieren die Arbeitsgrundsätze Solidarität, Parteilichkeit und Betroffenheit.

Solidarität mit allen benachteiligten Frauen impliziert eine reflektierte, politische und sich auf das Zusammengehörigkeitsgefühl gründende Haltung. Diese Grundhaltung ist einem permanenten Auseinandersetzungsprozess unterworfen. Eine solidarische Haltung gegenüber der Klientin setzt eine kritische Reflexion mit unserem Gesellschaftssystem sowie der eigenen weiblichen Sozialisation voraus.
Parteilichkeit gegenüber der jeweiligen Klientin beinhaltet neben der Wertschätzung ihrer Person, ihr jederzeit mit Sorgfalt, Achtsamkeit und Respekt gegenüber zu treten. Parteilich zu arbeiten bedeutet, jeder Frau den nötigen Raum zu geben, um ihre eigenen Interessen wahrnehmen zu können und ihr die notwendige Unterstützung (auch nach außen) zukommen zu lassen, um diese durchsetzen bzw. realisieren zu können. Parteilich für die Kinder zu arbeiten schließt die Parteilichkeit für die Mutter nicht aus; die Parteilichkeit muss aber von verschiedenen Beraterinnen umgesetzt werden, was zur Folge hat, dass Mütter und Kinder zur Wahrnehmung ihrer Interessen verschiedene Beraterinnen erhalten. Parteilichkeit bedeutet nicht, die Klientinnen vor Konfrontation und Auseinandersetzung mit ihrer Lebenssituation, ihrem Verhalten und dessen Konsequenzen zu verschonen.
Betroffenheit bedeutet, dass das Wissen um diese gesellschaftlichen Zusammenhänge sowie die reflektierten eigenen Erfahrungen als Frau die Grundlage bilden, um den Klientinnen die notwendige Empathie im Beratungs- und Betreuungsprozess entgegen bringen zu können.

Kinderspezifisch

Nachdem über 50 % unserer Klientinnen ein oder mehrere Kinder haben, halten wir es für unabdingbar, auch deren Lebenssituation adäquat zu berücksichtigen und als Einrichtung der Suchthilfe ein entsprechendes Hilfsangebot für Mütter und Kinder zu offerieren und unsere Angebote und Räumlichkeiten dementsprechend auch kindgerecht zu gestalten. Nachdem Kinder von Drogenabhängigen meist akut von Armut betroffen sind, ein 6-fach erhöhtes Risiko tragen, Gewalt zu erfahren und/oder selbst eine Suchtmittelabhängigkeit zu entwickeln, liegt unser Fokus dabei auf dem „Kindeswohl“. Unser Ziel ist es, die Lebensbedingungen und Entwicklungschancen der betroffenen Kinder deutlich zu verbessern und deren multiple Risiken zu mindern.

Niedrigschwellig

Niedrigschwellig zu arbeiten bedeutet zum einen den Zugang zu unseren verschiedenen Hilfsangeboten so zu gestalten, dass sie von vielen Frauen ohne große Hürden, schnell und unbürokratisch in Anspruch genommen werden können (Aufsuchende Arbeit wie z.B. Streetwork und Hausbesuche oder Telefonberatung, Krisenintervention etc.) und zum anderen, neben Angeboten wie Beratung und Therapie auch „Überlebenshilfe“ (Absicherung elementarer Grundbedürfnisse wie Wohnen, Essen, Hygiene, Kommunikation etc. ) zu leisten. Alle Angebote sind für die Klientinnen nach Möglichkeit kostenlos.

Akzeptierend

In der Suchthilfe akzeptierend zu arbeiten, bedeutet auch, Menschen zu beraten, zu betreuen und zu unterstützen, die sich nicht mit dem Anliegen und der Zielsetzung eines suchtmittelfreien Lebens an eine soziale Einrichtung wenden, sondern die sich in ihrer derzeitigen Situation ein Leben ohne Suchtmittel nicht vorstellen können. Bei Frauen kann der für sie problematische Drogenkonsum verschiedene Funktionen erfüllen, wie z.B. Überlebensstrategie, Selbstmedikation als Heilungsversuch, Autoaggressionen aufgrund von Schuldzuschreibungen. Folglich ist es nötig, für diese Klientinnen Beratung und Betreuung anzubieten, in denen umsetzungsfähige Voraussetzungen für einen weniger schädigenden Konsum oder den Ausstieg aus der Sucht erarbeitet werden können. Akzeptierend zu arbeiten, bedeutet in diesem Zusammenhang auch, die Klientin in ihrer Ganzheit (in ihrer individuellen Situation mit ihren persönlichen Wünschen, Bedürfnissen und Entscheidungen) wert zu schätzen, zu unterstützen und insgesamt lebensweltorientiert zu handeln. Die feministische, akzeptierende Drogenhilfe arbeitet nicht wie (einst) die klassische Suchthilfe auf der Basis des defizitären süchtigen Persönlichkeitsbildes, sondern ressourcenorientiert und definiert Sucht nicht per se als Störung. Es ist auch notwendig, über Möglichkeiten des risikoarmen Konsums im Sinne von „Safer-Use“ aufzuklären und entsprechende Hilfen (wie z.B. die kostenlose Verteilung von Spritzen) anzubieten. Klientinnen, die sich in ihrer gegenwärtigen Situation keinen Ausstieg aus der Sucht vorstellen können, werden über Maßnahmen zum „harmreducement“ aufgeklärt. Dazu gehört u.a. auch die Aufklärung und Informationsweitergabe bezüglich präventiver und selbstschützender Maßnahmen im Zusammenhang mit dem Drogenkonsum und den Lebensrealitäten wie z.B. „Safer-Work“ für Prostituierte.

Empathisch

Die Klientin in ihrer Situation, in ihrer Wahrnehmung, in ihrem Verhalten und in ihren Zielen, Wünschen und Bedürfnissen wirklich zu verstehen, bildet die Grundlage alles weiteren professionellen Handelns. Die Klientin muss von ihrer Beraterin/ Betreuerin verstanden werden und sich von dieser auch verstanden fühlen, um vertrauens- und wirkungsvoll miteinander arbeiten zu können.

Achtsam, respektvoll und wertschätzend

Wir arbeiten achtsam und respektvoll, und akzeptieren die von ihnen gesetzten Grenzen. Die Mitarbeiterinnen von Lilith wissen, dass es sich bei den Erfahrungen der Klientinnen nicht nur um individuelle Erfahrungen und Probleme handelt, sondern dass diese zum Teil kollektive Erfahrungen von Frauen darstellen.

Lösungsorientiert

Nicht das Problem, sondern die Lösungen und Veränderungsmöglichkeiten in den Mittelpunkt zu stellen, bedeutet für uns lösungsorientiert zu arbeiten. Es ist für Klientinnen einfacher, bereits vorhandene, erfolgreiche Verhaltensmuster zu wiederholen und auszubauen, statt symptomatisches oder problematisches Verhalten zu beenden und zu verändern.

Zielorientiert

Zielorientiert zu unterstützen bedeutet die „Politik der kleinen Schritte“ zu gehen und heißt für uns, mit der Klientin kleine realistische wohlgestaltete Ziele – evtl. Teilziele hin zu einem Fernziel - zu erarbeiten, damit die Klientin zum einen eigene Erfolge besser wahrnehmen kann und zum anderen die Gefahr der Frustration gering gehalten wird. Diese Vorgehensweise wirkt sich sehr positiv auf das Selbstwertgefühl der Klientin aus

Ressourcenorientiert

Hintergrund der ressourcenorientierte Ansatzes ist für uns das Wissen, dass jede Frau eine Vielfalt an Fähigkeiten und Kompetenzen besitzt, die sie aber unter Umständen im Moment zur Bewältigung ihrer Probleme nicht nutzen kann. Unsere Aufgabe ist es, diese Ressourcen der Frau deutlich und bewusst zu machen und mit ihr zu erarbeiten, wie sie diese Kräfte positiv und unterstützend für sich nutzen kann.

Lebensweltorientiert

Wir orientieren uns an der Lebenswelt, an der Situation und an den Bedürfnissen von Frauen, wobei persönliche, biologische wie gesellschaftliche Hintergründe Berücksichtigung finden. Wir akzeptieren diese und „holen die Frauen dort ab, wo sie stehen“. Wir berücksichtigen ihre Bedürfnisse und gestalten unsere Angebote entsprechend.

Transparent

Die Klientinnen erfahren, welche Ziele wir verfolgen und mit welchen Methoden wir arbeiten. Wir treffen mit den jeweiligen Klientinnen gemeinsame individuelle Zielvereinbarungen und erklären unser Handeln.

Echt und Authentisch

Die einzelne Mitarbeiterin bleibt in ihrem Handeln und in ihrer Wahrnehmung echt und authentisch. Blockaden, Unverständnis, Fragen, Grenzen und Widerstände werden von ihr thematisiert.

Professionell und reflektiert

Professionelles Arbeiten bedeutet zielgerichtetes, reflektiertes, effektives und effizientes methodisches berufliches Handeln unter Berücksichtigung einschlägiger Qualitätsstandards und deren Sicherung.

Ökologisch & Ökonomisch

Wir berücksichtigen in unserem täglichen beruflichen Handelns ökologische und ökonomische Standards.

Sozial

Als Träger sozialer Einrichtungen unterstützen wir eine Gesellschaft, die sich als Solidaritätsgemeinschaft versteht und deren Gesellschaftsverständnis auf sozialen Grundsätzen basiert und entsprechend agiert.

Familienfreundlich

Wir verstehen uns als familienfreundlicher Betrieb und haben deshalb gemeinsam mit unseren Mitarbeiterinnen familienfreundliche Standards entwickelt, die (unter Wahrung ökonomischer und betrieblicher Aspekte) entsprechende Berücksichtigung finden, um unseren Mitarbeiterinnen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglichen zu können.