30 Jahre Lilith - Unbequem. Solidarisch. Wirksam.

Rückblick auf den Fachtag „Und was ist mit den Frauen*, den Mädchen* und den Kindern?“ anlässlich des 30-jährigen Jubiläums von Lilith e.V. am 14. Oktober 2025

Im Jahr 2025 blickt Lilith e.V. auf drei Jahrzehnte feministische Drogenhilfe in Nürnberg zurück. Was in den 90er Jahren als spezifisches Angebot für Drogen konsumierende Frauen* begann, hat sich zu einem umfassenden Unterstützungssystem für Frauen*, Mädchen* und Kinder weiterentwickelt. Niedrigschwellige, feministische und akzeptierende Drogenarbeit wirkt – insbesondere dort, wo sie gemeinsam mit engagierten Fachkräften, verlässlichen Kooperationspartner*innen und politischen Unterstützer*innen gestaltet wird.

Am 14. Oktober 2025 durften wir unser 30-jähriges Jubiläum mit einem Fachtag im Karl-Bröger-Zentrum feiern. Unter dem Titel „Und was ist mit den Frauen*, den Mädchen* und den Kindern?“ kamen über 150 Fachkräfte aus den Kinder-, Jugend-, Sucht- und Gesundheitshilfen sowie Vertreter*innen aus Politik und Verwaltung zusammen.

Parallel zum Fachtag zeigten wir die Fotoausstellung „(Über)Lebenswelten“ der Fotografin Jennifer Schäufelin. Ziel dieser Ausstellung war und ist es, die Frauen* und Mädchen* in den Mittelpunkt zu stellen, die zu Lilith kommen – mit ihren vielschichtigen Lebensrealitäten, Erfahrungen, Wünschen und Bedürfnissen.

Wir bedanken uns herzlich bei Jennifer Schäufelin für ihr großes Engagement sowie bei allen Klientinnen, die für die Ausstellung ihren Alltag, ihre Gedanken und ihre Geschichten offen und mutig geteilt haben.

Zu Beginn und im Laufe der Veranstaltung setzten Judith Gerlach, Bayerische Staatsministerin für Gesundheit, Pflege und Prävention sowie Bezirkstagspräsident Peter Daniel Forster und Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König mit ihren Grußworten wichtige politische Impulse. Wir bedanken uns herzlich für Ihre Zeit, Ihre wertschätzenden Worte und Ihre langjährige Unterstützung der Arbeit von Lilith e.V.!

 

Unser Fachtag bot Raum für Rückblick und Bestandsaufnahme feministischer Drogenhilfe in Deutschland und speziell in Nürnberg, aber auch für eine fachliche Auseinandersetzung mit aktuellen Bedarfen in der gendersensiblen Drogenhilfe. Die Beiträge der Referentinnen von Lilith e.V. unterstrichen, wie wichtig spezifische Zugänge für Frauen, Mädchen* und Kinder im Hilfesystem sind – und welche strukturellen Voraussetzungen dafür notwendig bleiben.

In den vergangenen 30 Jahren hat sich viel bewegt. Während geschlechtsspezifische Unterschiede in Hinblick auf Drogenkonsum, Konsummotive und Ursachen für die Entwicklung einer Suchtmittelabhängigkeit früher kaum Beachtung fanden, gehören sie heute in vielen Einrichtungen selbstverständlich zum fachlichen Standard.

Gleichzeitig zeigt der Blick auf aktuelle Entwicklungen, dass unsere Arbeit weiterhin dringend gebraucht wird: Der Konsum psychoaktiver Substanzen steigt in der gesamten Bevölkerung – auch in Nürnberg. Der Frauenanteil steigt dabei überproportional. Insbesondere Mädchen* steigen immer jünger in den Drogenkonsum ein – aktuell mit etwa 11 bis 12 Jahren wesentlich früher als Jungen.

Um für diese Entwicklungen besser vorbereitet zu sein, stehen wir gemeinsam mit anderen Drogenhilfeeinrichtungen weiter in engem Austausch mit der Politik, um nicht nur an einem quantitativen Ausbau des Suchthilfesystems zu arbeiten, sondern auch innovative Konzepte aus anderen Bundesländern oder Länder – etwa Drogenkonsumräume oder Drug-Checking-Angebote – hinsichtlich ihrer Wirksamkeit und Übertragbarkeit auf Nürnberg zu überprüfen.

Auch gesellschaftlich und politisch zeichnet sich in Sachen Gleichberechtigung ein anderes Bild als noch vor drei Jahrzehnten. Dennoch bestehen zentrale Lücken fort: der Zugang zu Schutz- und Hilfesystemen für von Gewalt betroffene und/oder obdachlose Drogen konsumierende Frauen, genderspezifische Armutsrisiken, zu wenige Angebote für suchtmittelabhängige Schwangere, kaum flächendeckende Präventions- und Beratungsangebote für Mädchen* sowie ein unzureichendes Netz an Angeboten für Kinder aus suchtbelasteten Familien sind nur einige Beispiele. Hinzu kommt der Bedarf an genderspezifischer Sucht- und Gesundheitsforschung – und die Sorge vor einem politischen Rollback, der viele Fortschritte rückgängig zu machen droht.

Daniela Dahm, Geschäftsführerin von Lilith e.V., moderierte durch den Tag

Silvia Kaubisch, stellvertretende Geschäftsführerin von Lilith e.V., sprach über die Entwicklung feministischer Drogenhilfe in der BRD

Lisa Tripp, Sozialpädagogin bei Lilith e.V., sprach über die Situation und die Bedarfe Drogen konsumierender Frauen*

Anna Bormann, Sozialpädagogin bei Lilith e.V., brachte die Herausforderungen und Bedarfe der Kinder von Drogenkonsument*innen nahe

Julia Dinger und Elli Feistel, Sozialpädagoginnen von Lilith e.V., sprachen über die Situation und die Bedarfe von Drogen konsumierenden Mädchen*

Spontane Beiträge beim Open Mic – unter anderem von Hannah Chao-Kinkelin (Stellvertretende Suchtbeauftragte der Stadt Nürnberg), Cornelia Gilch (Geschäftsführende Vorständin, mudra e.V.), Jan Welker (Oberarzt und Intensivmediziner am Klinikum Nürnberg), Gabi Müssig (selbstständige Beraterin und Trainerin) sowie weiteren langjährigen Wegbegleiter*innen – machten deutlich, wie breit das Unterstützungsnetzwerk rund um Lilith e.V. heute trägt. Wir bedanken uns herzlich für die langjährige, enge und produktive Zusammenarbeit mit all unseren Kooperationspartner*innen und Wegbegleiter*innen!

Jan Welker, Oberarzt und Intensivmediziner am Klinikum Nürnberg, beim Open Mic

Cornelia Gilch, Geschäftsführende Vorständin, mudra e.V., mit Daniela Dahm, Geschäftsführerin von Lilith e.V.

Für das leibliche Wohl unserer Gäst*innen sorgte Liliths Arbeitsprojekt ACTIV–Hausservice – etwa mit saftigen Cuvapci (Kokoswürfeln), deren Rezept wir auf mehrfachen Wunsch hier zum Download bereitstellen. Die Bäckerei Walz sowie die Kupfer & Sohn GmbH unterstützten unsere Veranstaltung dankenswerterweise großzügig mit Backwaren und frischem Obst.

Ein besonderer Dank ging auch unserer Kommunikationsdesignerin und langjährigen Wegbegleiterin Ina Kerckhoff, die uns seit 30 Jahren und auch bei diesem Fachtag mit Design, Fotodokumentation und vielen weiteren kreativen Elementen unterstützt hat.

Daniela Dahm, Geschäftsführerin von Lilith e.V., beim Dankeswort an Kommunikationsdesignerin Ina Kerckhoff

Den krönenden Abschluss unseres Fachtags feierten wir gemeinsam mit dem Frauenchor Desirenen voller Energie und Gänsehautmomenten – was für ein Fest!

Der Frauenchor Desirenen

Wir bedanken uns herzlich bei allen Beteiligten für ihre fachlichen Impulse, wertschätzenden Worte, vielseitige Unterstützung, und für die Solidarität und die gemeinsame Haltung, mit der wir seit 30 Jahren unsere feministische Drogenhilfe weiterentwickeln.

Auf die nächsten 30 Jahre – gemeinsam unbequem, solidarisch und wirksam!

Ihre / Eure Liliths

Die Hauptamtlichen Mitarbeiterinnen von Lilith e.V.

 


Downloads:

Programm – Lilith e.V. Fachtagung am 14.10.2025

30 Jahre Lilith – Chronik

 

Berichterstattung

Bayerischer Rundfunk: Nürnberger Drogenberatungsstelle Lilith wird 30

Franken Fernsehen: 30 Jahre Lilith: Hilfe bei Drogensucht für Frauen

Radio Z: Lilith e.V.: Genderspezifische Suchthilfe in Nürnberg

MOMA-Reporter: Wie ein Verein drogenabhängige Frauen und Kinder unterstützt